Um was geht’s eigentlich? Es geht um ein Portfolio. So ein eines Portfolio, das als KünstlerIN, oft noch kurz vor Abgabe zusammengebaut, jetzt in dem Moment der Abgabe den aktuellen Stand künstlerischer Arbeiten anzeigt und vermittelt. Oder soll. Oder will.
Ich imaginiere Jurysitzungen und deren Vorlieben. Ich frage mich, welche Ansicht wirklich auch was von meiner Arbeit zeigt, ob’s ohne Beschreibung auch okay ist, reicht ein Bild von der Performance oder eine Seite Videostills, sind ich und meine Arbeit eher Querformat, werde ich in A4 eher konform wahrgenommen, bin ich das vielleicht sogar, also Standardformat und warum habe ich schon wieder kein Bild von jener Arbeit?
Hammann Von Mier haben diesen ganzen Portfolio-Shizzl an die Grafiker Schultz Wiegand abgegeben. die Entscheidung als wer man sich gibt oder geben möchte, übernehmen dann Andere. Hammann von Mier sind jetzt der gemixte Stier: Bekanntes auf den Kopf gestellt, bunter und mit Verzerrungen, weiterhin ein hoher Wiedererkennungswert mit Smile versehen. Ganz genau 1:1. Fragen in Richtung lineare Binaritäten verweisend scheinbar abgehandelt, kommen doch wieder an die Oberflächen. #discourse
Und dann? SuccessHighSpeed ist jetzt pink, OvernightPreview sieht jetzt aus wie die CI von DHL, das Titelblatt erinnert mich an Joggingschuhe. Alles jetzt noch effektiver und schneller und damit eigentlich auch noch mehr HVM. Mehr Tags und Grafiken und weniger Beschreibungstext unterstützen ein einfacheres Verständnis.
Also je nachdem. Ich imaginiere wieder Jurysitzungen. Immer scheint das Funktionieren von meinen Erwartungen an ein Portfolio abhängig zu sein. Es gibt Platz für eigene Notizen. Irgendwie schiebt dieses Objekt als Portfolio das Problem auf meine Seite. Ich bin als Betrachter derjenige, der hier seinen eigenen Vorstellungen oder Kategorisierungswünschen aufsitzt. Das ist vielleicht das Ding, dass es dem Objekt damit doch gelingt, HVM zu repräsentierten. Also sich als Arbeit einreiht in eine Marke, welche ständig daran arbeitet eine eindeutige Repräsentation zu verhindern.
Wer ist eigentlich HVM? HVM sind der gemixte Stier.
Text: Jan Erbelding
-----
Hammann Von Mier have studied Fine Arts in Munich and Vienna.
HVM have been working together as a duo since 2012.
HVM founded the publishing house Hammann von Mier in 2013.
HVM work in the field of sculpture, graphic and performance.
HVM are Stefanie Hammann and Maria von Mier.
Schultz Wiegand have studied Graphic Design in Stuttgart, Weimar and New York City.
SW have been working for design agency Bureau Borsche since 2012.
SW are co-founders of the lifestyle brand WHY NOT? Enterprises and a part of artist collective sstmrt.
SW realize design projects for clients in the field of art and fashion.
SW are Sophie Schultz and Moritz Wiegand.
-----
The reading will be in English.
Image: "Der gemixte Stier", Schultz Wiegand for Hammann von Mier, 2016